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Neues Quartier auf der ehemaligen Bayernkaserne Neufreimann MU 1(7), München

Städtebau

Das neue Quartier auf dem ehemaligen Gelände der Bayernkaserne ist geprägt durch großstädtische Dichte im orthogonalen Raster: MU 1(7) ist darin ein privilegierter Besonderer - das Volumen, durch die Magistrale schräg geschnitten, liegt direkt am Stadtplatz und gibt diesem mit einem 60m-Hochpunkt Fassung und Betonung. Neben der Wohnnutzung bietet das Gebäude mit der Bibliothek und einem Nachbarschaftstreff sowie dem Alten- und Servicezentrum einen sozialen und kulturellen Anziehungspunkt. Das ist die Aufgabe: Ein Ort als Zuhause für Hunderte Neu-Neufreimanner und gleichzeitig ein Gastgeber für das gesamte Viertel.


Konzept

Gastgeber
Als öffentliches Erdgeschoss wird dieses von einem offen zugänglichen Raum durchzogen. Wie in einer Markthalle die Marktstände liegen, so platzieren sich die verschiedenen Gemeinbedarfe in einem fließenden Raum, in dem sich die Besuchenden frei bewegen. Je nach Anforderung, Veranstaltung oder Tageszeit können die Nutzungen in den restlichen Zwischenraum erweitert, oder von diesem verschlossen werden.

Zuhause
Wie ein Ring liegt das Wohnen um den gemeinschaftlichen Gartenhof im 1. OG. Erschlossen werden die Wohnungen von den umgebenden, belebten Straßen, der Hof selbst ist über großzügige Freitreppen ebenfalls von den Straßen aus für die Bewohnenden erreichbar und sorgt für die Durchlässigkeit. Als Abschluss bietet der Gartenring zusätzlichen, unendlichen Freiraum für alle Bewohnenden.


Schichtung
Markt oder integrierte Gemeinbedarfseinrichtung
Die Schnittstelle eines jeden Hauses mit der Öffentlichkeit ist die Erdgeschosszone, die in diesem Projekt als Einladung für die Öffentlichkeit des Quartiers fungiert. Mit der Besetzung der gesamten Grundfläche des Blocks ist das EG von MU 1(7) eine Erweiterung und Verbindung der umliegenden öffentlichen Räume des Stadtplatzes, der Grünen Gasse und den Straßen. Alles zusammen funktioniert wie ein mittelalterlicher Markt, auf dem sich das öffentliche Leben der städtischen Gemeinschaft abspielt.

Wohnring und Gartenhof
Vom 1.-7. OG wird im straßenbegleitenden Ring gewohnt - je nach Ausrichtung zur Sonne und sonstigen Bedingungen werden diese über Laubengänge, Mehrspänner oder direkt über gemeinschaftlichen Gartenhof oberhalb der Markthalle erschlossen. Das 8. OG ist ein Luftgeschoss, in dem Freiflächen und in unterschiedlicher Räumlichkeit und Geschlossenheit unterschiedliche (Frei-)Räume ausformuliert sind: Geschlossene Räume mit dem Hochhaus als Dach, mit Photovoltaik überdeckte Agrarflächen und ein Sportkäfig. Durch die Ausprägung als geschlossener Ring ist die begehbare Strecke unendlich. Vom 9.-19. OG wird gewohnt, rundum mit Ausblick – bis zu den Alpen.

Markt oder Integrierte Gemeinbedarfseinrichtung
Das öffentlich Zugängliche Foyer empfängt mit seiner 2-geschossigkeit und leitet die Besuchenden in die Markthalle ein, die Stadtplatz und Grüne Gasse räumlich verbindet. In diesem Raumkontinuum sind die Gemeinbedarfseinrichtungen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich Größe, Offenheit oder Geschlossenheit und Öffnungszeiten verortet.

Wohnen
Prinzip der Einfachheit
Aufwendige Technik macht Häuser teuer, bedeutet aber nicht gleichzeitig eine hohe Wohnqualität. Deshalb vermeidet MU 1(7) die Überschreitung der Hochhausgrenze. Der Wohnring ist durch präzise gesetzte Fugen in 4 Volumen mit unterschiedlicher Erschließung und Wohnungsschlüssel geteilt. Das 5. Volumen ist der Hochhauskopf.

Prinzip der Wiederholung
Auf Basis eines durchgehenden Rasters sind die Wohnungen gestapelt, sodass gleiche Wohnungen übereinander liegen. Dies trägt zur Vereinfachung von Tragwerk und Haustechnik bei. Fensterformate, Paneelgrößen sind soweit vereinheitlicht, wie es die Nutzungen ermöglichen. Es gibt im ganzen Projekt 176 identische Wannenbäder, 116 Duschbäder und 119 WCs, die als Fertigbäder in Holzbauweise vorgefertigt werden.

Prinzip der Wirksamkeit
Die Fassaden sind von Material und Farbe einfach gehalten, die Volumen und das Verhältnis geschlossener Teile zu Öffnungen sind gut proportioniert. Akzente werden durch Farbe und Material im Bereich der Fugen und der Dachaufbauten gesetzt.

Prinzip der Kommunikation
Die Eingänge bieten einerseits Platz, um Kinderwägen und Rollatoren abzustellen und fördern gleichzeitig die Kommunikation der Hausgemeinschaft bei den Briefkästen. Selbstverständlich gibt es für jeden Bewohnenden einen direkten Zugang zu den gemeinschaftlichen Flächen im Gartenhof und Gartenring mit Platz für individuelle und gemeinschaftliche Aktivitäten.

Wirtschaftlichkeit
Quadratmeter kosten Geld in der Erstellung von Wohnraum und den anschließenden Mietkosten. Kleinere Wohnungen sind hingegen wirtschaftlich. Somit orientieren sich die Wohnungsgrößen an der unteren Grenze des Wohnungsschlüssels.

Freiraum
Auf dem Dach des öffentlichen Erdgeschosses im 1. OG liegt der gemeinschaftliche Gartenhof für die Bewohnenden. Grüne Inseln unterschiedlicher Gestaltung mit und ohne Topographie, mit Spielangeboten oder einfach nur grüner Wiese setzen mäandernde Wege frei. Der Gartenhof ist ruhig und ein ansehnlicher Ort für all diejenigen, die aus ihren Wohnungen auf ihn blicken können.
Durch das Luftgeschoss wurde ein weiterer Freiraum für den dichten Block geschaffen - der Gartenring. Dieser ist vom Charakter ganz anders – aktiver. Mit Laufbahn und Sportkäfig, Rutsche und Spielplatz sowie dem Gemeinschaftsraum mit Sitzmöglichkeiten im Freien lädt das Freigeschoss zum aktiven Miteinander ein. Beiden Freiräumen gemeinsam ist, dass sie Natur und Pflanzen erlebbar und möglichst essbar machen. So wachsen im Gartenhof unterschiedlichste Obstbäume und Kräuterinseln. Auf dem Gartenring bietet sich die Möglichkeit für Urban gardening in unterschiedlichster Form mit und ohne Agri-Photovoltaik, einer Kombination aus Solarstromproduktion und Urban Farming. Essbare Stadt.
Auf allen begrünten Dächern wird Regenwasser zur Entlastung der städtischen Kanalsysteme zurückgehalten. Das zurückgehaltene und verdunstende Wasser kommt den Bepflanzungen zugute und sorgt gemeinsam mit diesen und den Fassadenbegrünungen für ein ausgeglicheneres kühleres Mikroklima.